Der Schüttelreim ist eine Reimform, bei der die (Anfangs-)Konsonanten der letzten beiden betonten Silben miteinander vertauscht werden. Er stellt somit eine Sonderform des Doppelreims dar (die letzten beiden betonten Silben jeder Zeile reimen sich).

 

Hannah und der Drache

 

Ja, einst begab sich, sagenhaft,

dass Hanna aus dem Fenster spie –

sie trank Burgunder, Hagen Saft,

und lallte: „Ein Gespenstervieh!

Da draußen tobts, mit Schuppenhaut,

die Leute schreien, flüchten, rennen

und stolpern, manche huppen! Schaut!“

 

„Ich werd‘ nicht bei Gerüchten flennen.“,

meint Hagen, der sich schüttelt, ruft:

„Ach Hanna, du bist trunken, voll!“

Als sie sich wehrt, ihn rüttelt: „Schuft!

Da draußen sprühen Funken, Troll!

Wo Kutschen schräg vom Wege schlittern

und unter Flammen lechzen, krachen,

gar blöde Kühe Schläge wittern,

da kannst du doch nicht krächzen, lachen?!

 

So sieh! Dort stänkern, hauen, kleben

drei Mut‘ge auf dem Drachenrücken.

Doch muss er nur die Klauen heben,

die Kerle in den Rachen drücken.

Oh Graus! Jetzt kommt er immer näher!“

 

„Jetzt halt doch dein Gewimmer schlicht!“,

sagt Hagen. „Glaub dir nimmer, eher

lass ich mich schimpfen „schlimmer Wicht“!

Na komm, ich werd dich betten, nett.

Dein Drache wird erliegen. *Krach*

Die Tollheit bleibt im netten Bett,

dort kannst du ihn bekriegen. *lach*“

 

„Du Lump! Du machst wohl Witze, Spaß?“

Sie wird vor Bosheit grüner, keift,

„Du findest dich wohl spitze, was?!“

Dann tobt sie wild und kühn, ergreift

den Mann, den Schmerzen plagen, kratzt

ihm tief ins Fleisch, speit heiter Feuer

und grillt ihn, denn ihr Kragen platzt.

Die Hanna ist gefeiter heuer.

 

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(Aus: "Der Teddy mit den losen Kulleraugen", Periplaneta 2013)